sagt Bernt Wendroth, ehemaliger Revierförster von Albrechtshöhe und Grumsin. Er wohnt seit 1977 in der Uckermark und war zunächst in der Rohholzbereitstellung tätig. Von 2000 bis 2012 hat er als zuständiger Revierförster im Grumsin viele Veränderungen erlebt und hätte sich eine bessere Kommunikation und mehr Menschlichkeit gewünscht.

„Als 1990 die Forst in die Oberförsterei Neuhaus überführt wurde, habe ich dort als Funktionsingenieur gearbeitet. In der Zeit habe ich miterlebt, wie das Bodenreformland wieder an die Kleinwaldbesitzer übertragen wurde. Auf Grundlage der Katasterunterlagen wurden die Eigentümer ermittelt und zu Versammlung eingeladen. Das waren Hunderte. Sie haben sehr unterschiedlich reagiert, einige haben sogar geschimpft, dass sie ja gar keine Möglichkeit zur Bewirtschaftung haben. Aber die meisten haben sich gefreut, dass sie nun wieder ihr Brennholz machen konnten. Allerdings war es da ja schon Naturschutzgebiet und deshalb konnten Alle, die Wald in der Schutzzone 1 hatten, den Wald nicht nutzen. Manche haben das Kaufangebot angenommen, obwohl sie der Meinung waren, dass der Preis für ihre Flächen zu gering war. Problematisch war vor allem die einheitliche Behandlung, weil es ja ganz unterschiedliche Böden und Baumbestand gab. Es gibt heute noch Besitzer, die nicht entschädigt sind, aber die Kosten für ihr Land tragen obwohl sie es nicht nutzen können.

Ein engagierter Mensch

2000 wurde dann auch die Oberförsterei Neuhaus aufgelöst und ich habe als Revierförster die Reviere Albrechtshöhe und Grumsin von Herbert Kranz übernommen. Das war ein sehr umgänglicher kompetenter Mensch und sehr engagiert. Ich habe ihn mal erwischt, dass er eigenhändig die Jungpflanzenpflege vorgenommen hat obwohl er dafür ja eigentlich seine Leute hatte. Er hat viel Wert gelegt auf Naturverjüngung und nachhaltige Forstwirtschaft.

Als dann die Diskussion um das Welterbe aufkam, habe ich mir erst Mal keine großen Gedanken gemacht, weil die spätere Kernzone als Schutzzone 1 ja sowieso schon geschützt war. Gestaunt habe ich dann aber, dass der Wald gesperrt wurde und die Wanderwege komischerweise gar nicht in der Kernzone verlaufen sondern außerhalb. In Folge gab es immer wieder Diskrepanzen mit Touristen, die dachten sie sind im Urwald. Ich finde das nicht gut. Das Welterbe soll ja erlebbar gemacht werden. Man kann nicht verstehen, dass nicht wenigstens die alte Pflasterstraße geöffnet blieb, das wäre heute ein wunderbarer Weg von Grumsin bis Luisenfelde.

Seltene Großvögel

Es kam schon damals vor, dass die Leute kreuz und quer gelaufen sind und gezeltet wurde. Das ist schon sehr störend und auch gefährlich in Bezug auf den Holzeinschlag. Auch für die Vögel hat es negative Auswirkungen. Jeder Förster hat sich dafür interessiert, wenn seltene Großvögel in seinem Revier waren und darauf geachtet, dass die 300 Meter Abstand zum Horst eingehalten werden. Der Schwarzstorch ist sehr penibel, der nimmt Störungen sehr stark wahr. Wenn da Menschen vorbei gehen, dann ist der weg. Beim Seeadler ist es nicht ganz so schlimm. Beim Kranich ist es komplizierter, weil er jedes Jahr sein Nest woanders hat. Wahrend der Brutzeit reagiert er auf Störungen auch empfindlich. Solange nur die Eier im Nest sind, gibt er es leichter auf.

Die Unterschutzstellung hat aber auch was Gutes. Die Forstwirtschaft hat sich geändert. Zu DDR Zeiten war der saubere Waldzustand Vorschrift, Totholz musste zügig entfernt werden. Heute wird das genutzt für Humus und Nahrung für vielfältige Tierarten. Auch dass die Entwässerung gestoppt wurde, ist angesichts der enormen Trockenheit ein großer Vorteil.

Mehr Konsens gewünscht

Insgesamt hätte ich mir mehr Konsens zwischen den Waldbesitzern, der Forstverwaltung und der Biosphäre gewünscht. Die Bereitschaft der Waldbesitzer nimmt zu oder ab je nachdem wie diktatorisch Maßnahmen durchgesetzt werden. Man muss auch ein bisschen Verständnis haben für den Unmut angesichts der vielen  Bewirtschaftungseinschränkungen. Kaum hatten die Eigentümer ihren Wald wiederbekommen und die damit verbundenen Probleme gelöst, kamen 1990 die Biosphären-Schutzkategorien, dann 2011 das Welterbe und dann die Natura 2000 Vorschriften. Da muss man sich mit Vielem auseinandersetzen, um nicht in Konflikt mit dem Gesetz zu kommen.

Bernt Wendroth hatte 2017 einen Schlaganfall. Seitdem ist es schwierig für ihn geworden den Wald zu besuchen.

(Schwarzstorch/Adobe/Stock/238052853/dieter76)