Am 25. Juni 2011 wurde der Grumsin zum Weltnaturerbe ernannt. Ein großer Tag, an dem nach der Überlieferung in unserem nahe gelegenen Ort Altkünkendorf die Glocken läuteten, um das Ereignis zu feiern. 10 Jahre danach ist bei vielen Menschen vor Ort die Euphorie der Ernüchterung gewichen.

Denn in den letzten 10 Jahren hat sich viel verändert.

Galt der Titel damals noch als überlebenswichtiges Alleinstellungsmerkmal um sich gegenüber anderen Tourismusgebieten zu behaupten, wird nun deutlich, dass der kleine Wald und die Nähe zu Berlin gepaart mit dem Welterbetitel von internationalem Rang auch Probleme verursacht.

Die UNESCO erhebt für den Erhalt des Welterbetitels zwei zentrale Forderungen:

  1. Das Weltnaturerbe soll geschützt werden.
    Geschützt wurde ein Teil des Grumsin jedoch nicht erst 2011, sondern bereits 1990 als Kernzone des Biosphärenreservates Schorheide-Chorin. Seitdem entwickelt sich der Wald in der Kernzone nach natürlichen Abläufen. Bis 2011 wurde diese Zone nur vom zuständigen Förster, besonders Befugten und Wissenschaftlern betreten. Seit der Ernennung zum Weltnaturerbe wird der Wald nun aber massiv beworben. Auf den seitdem reichlich vorhandenen Schildern und Karten ist die Kernzone jedoch gar nicht gekennzeichnet. Die Besucher wissen also nicht, wo diese ist. In Folge wird in der Kernzone gecampt, geradelt und gebadet. All das ist streng verboten. Das Problem: Es wird nicht geahndet.

  1. Das Weltnaturerbe soll erlebbar gemacht werden.
    Anders als in allen anderen deutschen Welterbewäldern gibt es im Grumsin keinen von Besuchern frei begehbaren Weg durch die Kernzone. Um der Forderung nach Erlebbarkeit trotzdem gerecht zu werden, gibt es neben den unberechtigt durch den Grumsin stöbernden Besuchern zahlreiche offizielle Angebote wie bezahlte Themen-Führungen für Jedermann, Schulklassen, Studenten, Nachtwanderungen usw. Anlässlich des 10jährigen Jubiläums wird von 6.30 Uhr bis 21 Uhr durch die Kernzone gewandert.

Die Kernzone des Grumsin kann also seit ihrer Ernennung zum Weltnaturerbe zumindest offiziell nicht mehr kostenfrei erlebt werden und ist permanenter Störung ausgesetzt.

Die fünf deutschen Welterbe-Buchenwälder bestehen aus einer Kernzone und einer Pufferzone. Da das Betreten der Kernzone offiziell verboten ist, werden die Besucher stattdessen auf Wanderwegen durch die Pufferzone geleitet. Die Pufferzone des Grumsin ist im Gegensatz zu allen anderen deutschen Welterbe-Buchenwäldern (deren Pufferzone sich im Besitz des jeweiligen Bundeslandes befindet) jedoch zu einem großen Teil in Privatbesitz. Deshalb ist die forstwirtschaftliche Nutzung der Pufferzone anders als in allen anderen deutschen Welterbe-Buchenwäldern gestattet. Wie man auf zahlreichen Instagramprofilen und in Online-Empfehlungen lesen kann, sind die Besucher von dem vermeintlichen Urwald Grumsin begeistert. Tatsächlich gilt diese Begeisterung jedoch vermutlich meist einem forstwirtschaftlich genutzten Wald.

Streit um den Wald der Zukunft

Geändert hat sich in den letzten 10 Jahren auch die Bedeutung von Wald. Der Klimawandel schreitet in erschreckendem Maße fort. Der Wald als CO2 Speicher hat in diesem Prozess eine besondere Bedeutung. Mehrere erbarmungslos trockene Sommer haben zudem deutlich gemacht, dass viele vormals als trockenresistent eingeschätzten Bäume – so auch die Buche – keineswegs vor Trockenheit und dem daraus folgenden gefürchteten Befall durch den Borkenkäfer gefeit ist. Wie mit dem Wald der Zukunft umzugehen ist, darüber streiten sich die Fachleute erbittert. Während Forscher verzweifelt nach hitzeresistenten Baumarten suchen, um durch Aufforstung von Mischwald für die kommenden Zeiten gewappnet zu sein, proklamieren andere das Hohelied der Nutzungsfreiheit. Die Natur wird es schon richten. Dadurch wird der Eindruck erweckt, es gäbe im Wald gut und böse.

Der Grumsin ist ein Produkt nachhaltiger Forstwirtschaft

Was außen vor bleibt, ist die Tatsache, dass nachhaltige Forstwirtschaft nie mehr Bäume entnimmt als nachwachsen und die im Naturwald massenweise absterbenden Bäume CO2 wieder frei geben, während das gefällte Holz dauerhaft CO2 speichert. Holz als besonders umweltbewusster Baustoff erfährt zudem derzeit enorme Preissteigerungen und Knappheit. Der Grumsin ist ein reines Produkt solch nachhaltiger Forstwirtschaft. Die Besucher wissen das nicht. Sie treffen im vermeintlich ungenutzten Wald auf Baumfällungen und Waldbesitzer und denken den „Urwald” gegen diese „Umweltsünder” schützen zu müssen.

Ausschlaggebend für die Ernennung des Grumsin war die einzigartige Eigenschaft der Buche ein dichtes Blätterdach zu formen, das allen anderen Bäumen das Licht nimmt und diese verdrängt. Die Folge sind reine Buchenwälder, wie sie in den Karpaten zu bewundern sind. Eine riesige Monokultur. Dass Wald-Monokulturen angesichts des Klimawandels nicht nachhaltig sein können, darüber sind sich jedoch alle Fachleute einig. Es ist 10 Jahre nach Ernennung der Buchenwälder zum Weltnaturerbe also zumindest fragwürdig, ob diese Ernennung eine wirklich gute Idee war.

Wo sich früher die Jugend zum Billard treffen konnte, stehen nun Infotafeln

Dazu kommt: Die Kernzone des Grumsin liegt nicht wie die anderen Welterbewälder inmitten weitläufiger Wälder, sondern reicht recht nah an mehrere Dörfer. Diese sind in besonderem Maße betroffen von den Problemen eines jeden touristischen Gebietes. Es gibt Menschen, die vom Tourismus profitieren und es gibt Menschen, die darunter leiden. Das Problem dabei: Die Profiteure werden massiv unterstützt, die einfachen Bewohner sehen sich im Stich gelassen. Diese Veränderungen haben auch in unserem Dorf Spuren hinterlassen. Das halbe Dorfgemeinschaftshaus wurde zum Infopunkt für das Welterbe und unser Kirchturm zum Aussichtturm umgebaut. Wo sich früher die Jugend zum Billard treffen konnte, stehen nun Infotafeln, wo man früher unbeobachtet im eigenen Garten vor sich hin werkeln konnte, sehen einem heute Besucher von Turm aus dabei zu. Über diese Entwicklung hat sich das ganze Dorf zerstritten. Es gibt nun in Altkünkendorf kein Dorffest mehr – dafür wurden viele neue Zäune gebaut.

Bewohner ziehen sich zurück

Die Nähe zu Berlin tut ein übriges. Eine Millionenstadt benötigt Umland und der Speckgürtel erweitert sich ständig. Ungeachtet davon macht die Werbung, was sie soll. Sie wirbt um Besucher. Und die strömen herbei, seit Corona in ungebremster Zahl und sorgen für voll geparkte Straßen, Einfahrten und Felder samt Emissionen und Abnutzung der Straßen und vor allem vielen Hinterlassenschaften in Wald und Flur. Denn nicht nur der Grumsin wird beworben, sondern auch das Dorf, die umliegenden Seen und Wanderwege. In Folge sind viele Bewohner frustriert und ziehen sich zurück. Darunter leidet auch das in einem Dorf dringend benötigte ehrenamtliche Engagement.

Diese Seite richtet sich nicht gegen Tourismus oder gegen Touristen, sie befasst sich aber bewusst nicht mit den touristischen Besonder- und Schönheiten des Grumsin, sondern will die Widersprüchlichkeiten des Weltnaturerbes erklären und den Menschen eine Stimme geben, die es nicht auf die Titelseiten oder in die Broschüren geschafft haben.

Das Anliegen dieser Seite ist es bei den Besuchern und den Verantwortlichen Verständnis zu wecken für:

  • die Verletzlichkeit der Natur und die Verantwortung eines Jeden für ihren Erhalt.
  • die Motive und Befindlichkeiten der Menschen, die der scheinbar blühenden Entwicklung entgegen stehen, sich aber ebenso um den sozialen Frieden in den Dörfern und die Natur sorgen und einsetzen. Nicht schlechter oder weniger engagiert – nur eben anders.
  • die komplizierten Zusammenhänge und Probleme rund um den Grumsin. Diese resultieren daraus, dass es bis heute kein schlüssiges Konzept gibt, das die Besonderheiten des Grumsin beachtet und die Prozesse vehement fortgeführt werden, so als gäbe es all diese Probleme nicht.
Schweigen aus Angst

Die Menschen auf diesen Seiten sind nur einige der Betroffenen. Viele andere schweigen – auch aus Angst. Sie haben sich bereits frühzeitig zu Wort gemeldet, sind zu Veranstaltungen gegangen und haben höflich ihre Anliegen und konstruktiven Vorschläge vorgebracht. Berücksichtigt wurden diese jedoch nicht. Stattdessen wurden sie belogen, verleumdet und bedroht. So wurde beispielsweise die Umsetzung der Ergebnisse einer Mediation den Ausbau des Kirchturms betreffend verhindert, obwohl die Kirche ihr Einverständnis dazu gegeben hatte.
Die Menschen auf diesen Seiten verzweifeln daran, dass wertvolle Natur und Bürger-Engagement durch den Titel zerstört und die Probleme beharrlich verschwiegen werden.

Diese Seite soll unmissverständlich klarmachen: Diese Menschen werden nicht aufhören ihre Forderungen deutlich zu machen:

  • ERNST MACHEN MIT DEM SCHUTZ Kernzone kennzeichnen, unberechtigtes Betreten wirklich verhindern, Dörfer in ihrer Ursprünglichkeit erhalten, touristische Angebote auslagern.
  • ERNST MACHEN MIT DER ERLEBBARKEIT alte Pflasterstraße öffnen, Menschen unentgeltlich das Betreten der Kernzone ermöglichen, die Pufferzone entlasten.
  • ERNST MACHEN MIT DER NACHHALTIGKEIT keine weiteren Parkplätze, vorhandene Parkplätze nutzen und konsequent beschildern, Radwege und öffentliche Verkehrsmittel dauerhaft fördern.

10 Jahre Trauerspiel sind genug/Schutz statt Kommerz