sagt Lydia Blum. Ihre Mutter, eine gebürtige Samain, stammte wie viele andere in Großziethen von Hugenotten ab. Frau Blum und ihr Mann sind in Großziethen geboren, haben sich schon als Kinder kennen gelernt und sind seit 51 Jahren verheiratet.

„Ich bin mit der Landwirtschaft auf dem Hof meiner Eltern groß geworden, den meine Mutti von ihrem Vater geerbt hatte. Wir hatten zwei Pferde, Lotte und Hans, zwei Kühe, Schweine, Hühner, Gänse, davon haben wir uns das ganze Jahr ernährt. Als Mädchen mussten wir nicht – wie mein Mann – mit in den Wald zum Bäume schlagen, aber wir wussten schon, dass das Holz für den Ofen aus unserem Wald kam. Die Leute haben ja früher davon gelebt und der Wald trug zum Lebenserhalt bei. Mein Vater hat das Holz auf einem großen Holzklotz zerkleinert. Meine Mutti hat das nicht so gerne gesehen, weil er sich mal die Daumenkuppe abgehackt hat.

Dann doch verkauft

Zur Wende wurde uns der Wald wieder übertragen. Unser Stück von 2.6 Hektar war aber ausgerechnet in der Schutzzone 1, also der späteren Kernzone des Weltnaturerbes. Uns wurde gesagt: Der Wald ist unter Naturschutz gestellt. Sie können ihn behalten, aber dann kommt ein Zaun drum und Sie können nicht mehr rein. Am Anfang hieß es noch, wir sollen 90 000 DM dafür bekommen. 94 ist dann mein Vati gestorben und wir Töchter waren mit der Mutti alleine und wussten nicht was wir machen sollen. Meine Mutti hat immer auf der Ofenbank gesessen und war froh, dass wir wenigsten das Holz aus dem Wald meines Mannes hatten. Die ganze Sache hat sie aber sehr beschäftigt. Es wurde immer erzählt, dass alle anderen verkauft hätten und so haben wir den Wald auch verkauft, dann aber doch nur 29 000 DM bekommen. Das muss 95 gewesen sein. 2013 ist meine Mutti dann mit 93 gestoben und man hat erfahren, dass einige ihren Wald doch nicht verkauft hatten, darunter auch welche, die den Verkauf mit betrieben hatten.

Auf alle Fälle behalten

Später haben wir uns oft gefragt, ob das richtig war. Das waren ja Peanuts. Heute überlegt man sich schon, ob man Grund und Boden verkauft. Ich selbst erinnere mich noch gut an die Erzählungen meiner Mutter von der Inflation. Hungern mussten sie nicht, weil sie den Bauernhof hatten, da ist manchmal die ganze Verwandtschaft aus Berlin raus gekommen und hat sich mit Obst und Gemüse versorgt. Den Wald meines Mannes behalten wir auf alle Fälle. Man weiss ja nicht, was noch kommt. ”