…sagt Alexander Seiffe. Der selbstständige Forstwirt betreut seit rund drei Jahren im Grumsin rund 450 ha Wald von vier Besitzern. Er hat vier Jahre lang an der heutigen HNE (Hochschule für nachhaltige Entwicklung Eberswalde) Landschaftsnutzung und Naturschutz studiert. Er versucht mit nachhaltiger Forstwirtschaft den Wald auf künftige Gefahren vorzubereiten. Seine Arbeit ist für ihn Ehrensache.

„Unter der Trockenheit der letzten drei Jahre haben auch im Grumsin die Bäume extrem gelitten. Jetzt sieht man die typischen Schäden wie zum Beispiel die Kurztriebigkeit in den Kronen und den Rindenverlust und einen massiven Befall durch Schädlinge. Vor zehn, zwanzig Jahren hätten wir gar nicht darüber nachgedacht, dass es einen Käfer im Laubholz gibt. In der Ausbildung haben wir nur über Schädlinge im Nadelholz gesprochen. Es ist erstaunlich, dass jetzt auch die Buche so sehr leidet obwohl durch die Wasserspeicherfähigkeit des Bodens die Bäume über einen längeren Zeitraum gut versorgt werden können. Daher ist das Besorgnis erregend.

Den Wald zukunftsfähig machen

Es ist natürlich die große Frage, wie sich das in den nächsten Jahren auswirken wird. Darüber muss sich jeder Forstwirt Gedanken machen. Es gibt unzählige Untersuchungen darüber, welche Bäume mit den künftigen Bedingungen besser zurechtkommen werden. Da sich die Buche im Grumsin, aufgrund der niedrigen Niederschlagsmenge, im Grenzbereich ihrer natürlichen Ausbreitung befindet, wäre es forstwirtschaftlich fatal nur auf diese Baumart zu setzen. Somit versuchen wir andere Baumarten, beispielsweie Eiche und Ahorn stärker zu etablieren, die besser an die Gegebenheiten angepasst sind.

Mischwald fördern

Unter unveränderten klimatischen Bedingungen würde hier wahrscheinlich die Buche langfristrig andere Baumarten ausdunkeln. Deshalb ist der Klimawandel für den Grumsin eine besondere Gefahr. Viele Bäume der gleichen Art und im gleichen Alter. bergen das Risiko, dass sich negative Einflüsse, die eine Art besonders treffen, verheerend auswirken können. Um den Wald zu retten, entnehmen wir Bäume, aus wirtschaftlichen und aus naturschutzfachlichen Gründen, weil in diesem Boden das Potenzial für mindestens 11 Baumarten ist. Diese wollen wir fördern und die können sich nur verjüngen wenn sie Licht haben. Dabei belassen wir viel Totholz als Höhlenbäume oder Kleinstbiotope. Ein komplettes System. Verschiedene Bäume in Bezug auf Art, Alter, Höhen und Dickenstrukturen, das ist der ideale Wald.

Der Grumsin ist von der Bodenbeschaffenheit der östlichste Buchenstandort, quasi die Grenze zum Eichenstandort. Deshalb wollen wir die Eiche stärken. Wir arbeiten dabei – wenn immer möglich – mit Naturverjüngung; das ist billiger und auch standortgerecht, weil sich die Keimlinge schon an den Standort angepasst haben. An anderer Stelle im Grumsin wurde auch versucht alte Kieferreinbestände in naturnahe Wälder umzuwandeln, ein Förderprogramm der Forst Brandenburg. Da die 80 Jahre alten Kiefern durch einen Sturm geschädigt wurden, konnten wir den Bestand neu aufforsten. Um die 6000 Bäume, die wir dort pro Hektar gepflanzt haben, vor Verbiss zu schützen wurde das Gelände eingezäunt. Andernorts habe ich ein sogenanntes Weisergatter errichtet mit unterschiedlichen Lichtverhältnissen, um zu untersuchen wie sich die einzelnen Baumarten ohne Verbiss entwickeln.

Auf den Wegen bleiben

Das Wildpotenzial ist hier relativ normal. Die Besuchermengen im Grumsin sind allerdings aus Sicht des Naturschutzes an manchen Tagen auf alle Fälle zu hoch wobei man schlecht sagen kann wo genau der Schwellenwert wäre. Das Wegerecht für jeden Besucher soll nicht angetastet werden, aber man muss eben auch auf den Wegen bleiben. Da gibt es aber so eine Haltung: Wenn ich schon hier bin, dann will ich auch alles sehen. Man muss aber nicht immer noch das besondere Foto von irgendeinem Schmetterling machen.

Auswirkungen des Besucherdrucks auf das Wild

Weil wir hier nach dem Gesetz eine Wanderwegepflicht haben, darf man nicht einfach durch den Wald laufen. Gerade im Frühjahr in der Brut- und Setzzeit  braucht das Wild vermehrt Ruhe und die Nahrungsgrundlagen müssen da sein. Durch den Besucher-Druck am Tage und besonders in den Morgen- und Abendstunden, kommen die Tiere nicht auf ihre natürlichen Äsungsflächen, den Wiesen und Randbereichen, wie sie es gewohnt sind. Der Rhythmus ist gestört und es kommt zu mehr Verbiss an den Bäumen. Je höher der Verbiss desto mehr Drückjagden sind dann wieder nötig.

Erklärungsbedarf

Der Besucher kommt unter Voraussetzungen hierher, die vor Ort einfach nicht gegeben sind. Wir sind hier nicht im Totalreservat und betreiben unter der Schirmherrschaft der Landesforst, des Landeswaldgesetzes und der Biosphärenreservats-Verordnung nachhaltige Waldnutzung. Trotzdem kommt es oft zu Diskussionen, weil die Leute denken, dass hier alles naturbelassen bleibt ohne den Einfluss des Menschen. Da gibt es unbedingt Erklärungsbedarf. Ich wünsche mir persönlich, dass der Besucher, der dieses wunderschöne Waldgebiet betritt, sich vorher mehr informiert über Forstwirtschaft und über den Wald damit er nicht erst hier entdeckt, dass seine Erwartungen möglicherweise nicht erfüllt werden.

Es gibt eine Forstehre

Es gibt eine Forst-Ehre so wie es auch eine Jagd-Ehre gibt. Für mich bedeutet das, den Baum so zu achten und zu pflegen und ihn einer optimalen Nutzung zuzuführen wie es ihm gebührt. Diesen nachwachsenden Rohstoff schonend zu entnehmen und den Wald gleichzeitig so naturnah wie möglich zu fördern und zu belassen, das verstehe ich unter Nachhaltigkeit – Wie nachhaltig unbewirtschafteter Urwald unter den veränderten Klima-Bedingungen und dem unglaublich steigenden Holzbedarf sein wird, muss man erst abwarten.