sagt Andreas Görner. Er war früher Jagdgenossenschaftsvorsitzender. Seit 1996 wohnt er in Altkünkendorf und geht regelmäßig jagen. Er bedauert die Auswirkungen des Tourismus auf die Tiere des Waldes und das Dorf.

„Als Jäger finde ich das Konzept der Kernzone inkonsequent. Wenn es heißt, man überlässt alles der Natur und die Rehe werden massiv geschossen, damit der Wald besser wachsen kann. Die Jungen, die jetzt den Jagdschein machen, lernen ja einfach nur noch schießen. Wildmanagement heißt das jetzt. Wenn man mal gesehen hat, wie eine Ricke ihr Kitz betreut – mit welcher Zuneigung die miteinander umgehen – da kann man nicht einfach reinknallen, wie die Politik das jetzt will.

Mit dem Tourismus, das ist schwierig. Das ist ja ne dolle Sache, dass sich Leute interessieren, aber wenn es zum Disneypark wird, dann sind wir hier die Verlierer. Die Menschen, die hier wohnen, die leben mit der Natur. Wenn es dunkel wird, gehen wir nach Hause. Die Touristen rennen nachts durch den Wald, parken die Wege zu, es wird gezeltet, mitten durch die Felder und den Wald gelaufen und überall der Toilettengang verrichtet und niemand bietet Einhalt. Ein kluger Mann hat mal gesagt: Der Tourimus zerstört, was er sucht, indem er es findet. Der hatte so recht.

Verlassene Gelege

Vor allem in der Setz- und Brutzeit. Wenn der Altvogel sein Gelege nicht mehr verteidigen kann, sind die sich selbst überlassen bis der Waschbär kommt. Am Schluss wird nur der Waschbär überleben und die Kolkraben. Seltene Vögel wie die Rohrdommeln werden immer weniger. Den Schwarzstorch habe ich schon lange nicht mehr gesehen. Früher wurde ein Horst wirklich abgesperrt. Heute kümmert sich niemand mehr. Als ich gemeldet habe, dass ein Fischadler anfängt zu horsten, da wurde trotzdem weiter beworben, man kann um den Schwarzsee rum laufen.

Unklares Konzept

Das Konzept ist so undurchsichtig. Viele wissen überhaupt nicht, wo die Kernzone ist. Die ist ja auch nicht ausgezeichnet. Das ist wahrscheinlich auch so gewollt, weil das sonst so klein ist. Eine Schande ist das, dass auf der alten Pflasterstraße durch den Grumsin niemand mehr laufen darf und man die einfach so verfallen lässt. Die war früher der Hauptabfuhrweg. Da wurde alles durchgefahren von Luisenfelde nach Grumsin. Angelegt wurde sie von Steinschlägern. Die sind gekommen mit dem Fahrrad, hatten was zu Trinken und zu Essen dabei und dann haben die gesessen und Steine geschlagen. Steine waren ja das billigste, was zur Verfügung stand. Wenn man diese Straße wieder öffnen würde, das wäre ideal.

Verlorenes Vertrauen

Früher haben die Menschen vor Ort in der Land- und Forstwirtschaft gearbeitet, ganz wenige sind weiter weg gefahren. Da wurden die Gebiete noch entwässert, weil wir zu viel Wasser hatten. Wenn Holzeinschläge gemacht wurden, kamen danach die Frauen und es wurden neue Bäume gepflanzt. Der Baum wurde vollständig verarbeitet durch die Köhlerei in Redernswald und das Bauholz wurde im eigenen Sägewerk geschnitten. Unsere Kinder konnten auf der Dorfstraße Fahrrad fahren lernen. Jetzt ist das Gemeindehaus okkupiert zum größten Teil und das Dorf vollkommen zerrissen. Das war mal ne richtig gute Dorfgemeinschaft, wir haben gemeinsam viele Dinge gemacht. Man will es auch eigentlich nicht mehr, weil man nicht weiß, was da noch so alles lauert und weil man das Vertrauen verloren hat. Wenn wir früher Unstimmigkeiten hatten, dann hat man darüber geredet und konnte sich wieder in die Augen gucken. Heute ist das nicht mehr möglich. Jetzt heißt es: Dann zieh doch weg. Das ist traurig.

(Ricke mit Kitz:Adobe/Stock/33015970/Ingo Bartussek/Adler im Nestanflug Adobe/Stock/378634219/tronixAS)