ist der Grumsin nicht. Auch in der Kernzone ähnelt er nach über 30 Jahren Nutzungsfreiheit noch immer einem Wirtschaftswald. In einem Wald sind 30 Jahre keine lange Zeit. Tatsachlich kann es noch 100 -150 Jahre dauern, bis in der Kernzone des Grumsin ein echter Naturwald zu erleben ist.
Unter Schutz gestellt wurde der Grumsin als Buchenwald. Buchen haben die besondere Eigenschaft alle anderen Bäume zu verdrängen, weil sie ihnen das dringend benötigte Licht nehmen. Daher hätte sich die Buche ohne den Einfluss des Menschen in ganz Deutschland dominant ausgebreitet. Diese Einzigartigkeit war die Bedingung für die Ernennung der Buchenwälder als Weltnaturerbe. Jedes der fünf deutschen Gebiete vertritt ein anderes Spektrum der Buchenwälder. Das spezifische des Grumsin sind seine Seen und Feuchtgebiete und die Höhenunterschiede der Endmoräne.
Die Arbeit der Förster im Grumsin
Die Förster im Grumsin haben die Spezifik des Gebietes schon früh erkannt und den Baumbestand an die Bodenverhältnisse angepasst. Umweltsünden wie Rodungen und der Anbau von gebietsfremden Bäumen sind hier weitgehend unterblieben. Die Grundsätze nachhaltiger Forstwirtschaft sind schon seit Jahrzehnten bekannt. Die Besonderheit des Grumsin besteht darin, dass die Förster diese dort auch recht konsequent angewendet haben. Sie haben versucht, den nachwachsenden Rohstoff Holz so zu entnehmen, dass der Wald erhalten bleibt und diesen gleichzeitig für die Zukunft zu rüsten. Der Grumsin ist ein Mischwald in dem die Buche den höchsten Anteil hat, weil diese Baumart von den Förstern als am wirtschaftlich aussichtreichsten eingeschätzt wurde. Die ebenfalls stark vertretene Eiche galt zu DDR-Zeiten als hochwertig, war aber als langsamer wachsende Baumart weniger gefragt.
Folgen der Ernennung zum Weltnaturerbe
Zu DDR-Zeiten war der Grumsin Teil des Staatjagdgebietes. Auch wenn Erich Mielke selbst nach Aussagen von Zeitzeugen nicht oder kaum im Grumsin gejagd hat, sondern seine Generäle, hat diese Tatsache wohl zusätzlich zu seiner weitgehenden Ungestörtheit beigetragen. Nach der Wende wurde 1990 die heutige Kernzone als Schutzzone 1 des Biosphärereservates ausgewiesen und damit streng geschützt, die Nutzung wurde untersagt. Der Wald in der Kernzone entwickelt sich seitdem nach natürlichen Abläufen. In den Wäldern um die Schutzzone herum wird seit 1990 weiter fortwirtschaftlich gearbeitet. Seit der Ernennung des Grumsin zum Weltnaturerbe ist nun neben dem Schutz auch die Erlebbarkeit gefordert, internationale Verpflichtungen und Werbemaßnahmen der touristischen Anbieter tragen dazu bei, dass der Wald nun zunehmend von Menschen begangen wird.
Trockenheit im Grumsin
Buchen finden in Europa die für sie optimale Bodenbeschaffenheit und klimatischen Bedingungen. Beides ändert sich in den letzten Jahren massiv durch die vermutlich vom Klimawandel ausgelöste extreme Trockenheit. Diese Trockenheit könnte den Siegeszug der europäischen Buche stoppen, denn es ist nach neuen Untersuchungen fraglich, ob die Buche wie bisher vermutet zu den trockenresistenten Bäumen gehört und ob sie sich dem Klima anpassen oder von anderen Bäumen verdrängt werden wird. Im Grumsin ist zusätzlich seine Besonderheit in Gefahr, denn durch die Trockenheit drohen die Seen und Sölle auszutrocknen. Diese Entwicklung bedroht die Kernzone und den Wirtschaftswald gleichermaßen.
Nutzungsfreiheit in der Kernzone
In dem ehemaligen Försterwald arbeitet nun die Natur mit der Hilfe von Mikroorganismen und dem Biber an seiner Veränderung. Dieser Vorgang wird international beobachtet und erforscht. Dazu wurden 160 Forschungs-Flächen eingerichtet, auch um zu sehen wie sich der Klimawandel und der Tourismus auf den Wald auswirken. Für Menschen, die den Wald seit Jahrzehnten kennen und betreuen, ist es unverständlich wie der UNESCO Titel, der der Bewahrung dienen soll, nun die vormalige Ungestörtheit zerstört. Sie verzweifeln daran zu erleben, wie der Wald und seine Tiere unter der ungewohnten menschlichen Störung leiden ohne ihm helfen zu können.
Nachhaltige Forstwirtschaft im Grumsin
Nachhaltige Forstwirtschaft lässt sich in großen Teilen der Wälder um die Kernzone des Grumsin erleben. Betreut werden die Besitzer dabei von der Landesforstanstalt Brandenburg. Seit 2017 wird die Möglichkeit der Vereinbaung von Dienstleistungen zur Waldbewirtschaftung zwischen Waldbesitzern und der Landesforst Brandenburg stark eingeschränkt. Die Verpflichtung der kostenlosen Beratung und Anleitung der Waldbesitzer durch die Forstbehörde ist gesetzlich verankert. Der Entwurf der aktuell geplanten Brandenburgischen Forstreform sieht jedoch eine Begrenzung des Beratungsanspruchs auf zehnjährige Intervalle vor.
Diese unterschiedlichen Ansätze in dem kleinen Gebiet als gleichwertige, sinnvolle Lösungswege anzuerkennen und gemeinsam zu überlegen, wie dem Klimawandel zu begegnen ist und die Erlebbarkeit des Grumsin ohne Gefahr für den Wald, seine Bewohner und die anliegenden Dörfer zu ermöglichen, das könnte im Sinne einer nachhaltigen Entwicklung eine unglaubliche Chance sein.