…sagt Udo Schellner. Er ist seit über 35 Jahren in dem Wald tätig und besitzt einen Forstbetrieb am Ortseingang Altkünkendorf. Er beobachtet im Grumsin einen strarken Befall durch den Borkenkäfer aufgrund der alarmierenden Trockenheit der letzten Jahre. Das Konzept der Nutzungsfreiheit in der Kernzone des Weltnaturerbe ist für ihn angesichts dieser Bedrohung unverständlich.

„Der Borkenkäfer wandert von Krone zu Krone und tötet dann die durch die Hitze vorgeschädigten Bäume von oben her ab. In den letzten Jahren hat sich gezeigt, dass auch die Buche anfällig ist für die Auswirkungen der Hitze und den Käfer. Perspektivisch kann das problematisch werden. Homogene Bestände sind besonders anfällig. Wenn man mehrere Arten hat, dann gibt es auch trockenresistente. So eine Trockenheit habe ich in meiner Zeit noch nie erlebt. Der Prozess wird noch verstärkt durch den Biber. Wir haben hier im Grumsin sieben größere Waldseen. Die Bäume am Rand beschatten den Uferbereich. Die zerstört der Biber bevorzugt. Dann ist die Uferzone in der knallen Sonne und die Verdunstungsfläche wird größer. Die Seen sind für den Wald aber immens wichtig.

Naturverjüngung im Wirtschaftswald

Der Grumsin war früher fast flächendeckend mit Nadel-, Laubwald durchmischt. Ein Missstand der DDR-Forstwirtschaft war sicherlich, dass man auf Kahlflächen vorwiegend schnell wachsendes Nadelholz etablierte. Hier begann der damalige Revierförster Herbert Kranz schon Mitte der 70er Jahre vorausschauend die alten rund 150-jährigen Kiefern radikal aus den Buchenbeständen herausschlagen zu lassen. Dieser Prozess wurde nie abgeschlossen; noch heute stehen hunderte uralte Kiefern izwischen den Buchen. Schon Kranz hat mit Naturverjüngung gearbeitet, aber auch aufgeforstet mit Bedacht und Verstand. Man erkennt noch sehr genau die Pflanzreihen in den 160-jährigen Buchen- und Eichenbeständen. Das ist ein typischer Wirtschaftswald und es wird noch 100 – 200 Jahre dauern, bis er ein Urwald ist.

Ich sehe den Grumsin und seine Entwicklung aus einer ganzheitlichen Sicht und der Kenntnis des Marktes. Brandenburg hat die größte holzverarbeitende Dichte in ganz Europa, da dran hängen 137 000 Arbeitsplätze durch die Holzindustrie, für die Holzhauer, Holzrücker, Spediteure und die Sägewerke. Es gibt eine große Knappheit. Bauholz wird immer gefragter. Wir brauchen pro Tag 40 000 Festmeter Holz, die schlagen wir in Brandenburg nicht mehr. Zu DDR-Zeiten war der Hiebssatz in beiden Revieren bei ca. 5.000 bis 6.000 Festmetern jährlich. Zusätzlich wurden jedes Jahr ca. 150 bis 200 Festmeter Furniereiche geerntet. In heutigen Zahlen war das ein Jahreserlös von ca. 250.000 Euro. Das Geld muss der Tourismus erst mal aufbringen.

Naturschutz mit Augenmaß

Und wir beuten den Wald ja nicht aus – wir generieren nachhaltige Baustoffe und erhalten gleichzeitig dieses Biotop. Während meiner mehr als 35-jährigen Arbeit im Grumsin habe ich mit fünf Revierförstern vor Ort zusammen gearbeitet und alle waren bestrebt, den hohen Stellenwert und die Einzigartigkeit dieses Waldes für spätere Generationen zu erhalten. Sicherlich müssen auch Forstleute Geld verdienen, aber unsere Leistung wird erst Generationen später bewertet. Dieser Verantwortung waren und sind wir uns bewusst. Wir arbeiten absolut im Sinne des Klimaschutzes. Ein gefällter Baum speichert weiterhin CO 2, vermodert er im Urwald, dann gibt er das CO 2 wieder frei. Mir blutet das Herz, wenn ich sehe, wie wertvollstes Holz im Grumsin vergammelt. Das ist nicht der richtige Weg. Naturschutz ist wichtig, aber Naturschutz mit Augenmaß. Nicht dieses Extrem.

Wie der Wald leidet

Ich würde mir wünschen, dass die Forstbehörde wieder eingebunden wird und man versucht den Tourismus moderat zu halten. Ich sehe ja jeden Tag, wie der Wald unter diesem angeblichen Naturschutz leidet, wie sich die Natur und das Wild zurückziehen. Der Müll, der da liegt. Jeder der im Wald tätig ist, Jäger, Forstwirt, Förster ist bemüht den Wald sauber zu halten. Wenn ich Abends nach Hause fahre, ist mein Auto voll mit Plastebechern, Masken und sonstigem Müll. Es ist erbärmlich, wie die Menschen sich benehmen. An den Straßen kann man in einer Stunde bis zu 30 Flaschen zusammen sammeln.

Von Menschenhand geschaffen

Dieser Wald wurde von Menschenhand so schützenswert geschaffen und gepflegt. Man war stolz auf die Arbeit, dass man so einen tollen Wald geschaffen hat und umso enttäuschter, dass man uns jegliches Mitspracherecht entzogen hat, dass andere Leute darüber entschieden haben, die nicht das Jahrhunderte alte Fachwissen für dieses Gebiet haben. Ich hätte mir gewünscht, dass man mit den hier lebenden Menschen zusammen überlegt hätte den besten Weg zu finden.

Aber egal was man macht – Die Unberührtheit des Grumsin wie ich sie gekannt habe, die ist verschwunden.”